"Sehr viele vermissen unsere Angebote"

Nagold. Schon seit mehr als zwei Monaten ist der Regelbetrieb des offenen Hilfebereichs der Lebenshilfe in Nagold komplett eingestellt.

Sigrid Baranek (Leiterin der Geschäftsstelle) und Petra Willfurth (Offene Hilfen) organisieren eine Notfallbetreuung zur Entlastung von Familien.Foto: Lebenshilfe Foto: Schwarzwälder Bote Bereits seit dem 17. März ist die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal stark eingeschränkt. Durch die Corona-Krise musste man einschneidende Maßnahmen bei den Angeboten einleiten. Einzelbetreuungen finden aber nach wie vor statt.

Von Giuseppe Schillaci 25.05.2020 - 17:32 Uhr

Nagold. Schon seit mehr als zwei Monaten ist der Regelbetrieb des offenen Hilfebereichs der Lebenshilfe in Nagold komplett eingestellt. Geplante Ferienprogramme über die Osterferien mussten ebenfalls abgesagt werden. Kinder und Erwachsene mit Behinderungen wie auch Senioren müssen daheim bleiben. Für die Angehörigen, die sich nun zu Hause um die Pflege kümmern müssen, entsteht eine zusätzliche Belastung.

Lebenshilfe vermittelt das nötige Personal

Doch die Lebenshilfe versuche, diese Angehörigen mit entlastenden Angeboten zu unterstützen. Laut Sigrid Baranek, Leiterin der Geschäftsstelle, biete man weiterhin Einzelbetreuung an. Auf diese konzentriere sich die Lebenshilfe momentan primär. Mit einem Anruf oder per Mail könne eine Familie die Lebenshilfe kontaktieren. Diese vermittle dann Personal, das sich um die behinderte Person kümmern könne. Das Ganze dann entweder jeweils Zuhause oder in kleinen Gruppen im Lebenshilfe-Haus. Dies lasse sich laut Baranek recht zeitnah einrichten.

Daneben gebe es weiterhin Hilfen für behinderte Erwachsene, die durch geschlossene Werkstätten ebenfalls zuhause bleiben müssen, und für Senioren, die ebenfalls zur Risikogruppe gehören. Beim Einkauf, bei Besorgungen und mit der Begleitung zum Arzt werde man durch die Lebenshilfe unterstützt.

Die Einnahmen brechen weg

Die Situation ist nicht unkompliziert. Unter dem finanziellen Gesichtspunkt würden die Einnahmen wegbrechen. Im April kam es zu einer Spende von 5000 Euro des Sportvereins Vollmaringen – wir berichteten. Im Jahresprogramm der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal sind nun die meisten geplanten Veranstaltungen und Angebote gestrichen. Die regelmäßigen Gruppenangebote dürfen bisher ebenfalls nicht stattfinden. "Im Normalfall ist jeden Tag mindestens eine Gruppe im Haus", erklärt Baranek. Eine Struktur, die von den Klienten schwer vermisst werde. Das merkte sie, als man nach den Osterferien mitteilen musste, dass die Angebote weiterhin ausfallen würden. "Sehr viele vermissen unsere Angebote. Hier gibt es Freundschaften, die über Jahre bestehen. Sie vermissen es, ihre Freunde zu treffen", sagt Baranek im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Nach den gewohnten Aktivitäten, wie beispielsweise gemeinsamem Kegeln und Singen, würden sich die Menschen ebenfalls sehnen. "Immer wieder werden wir gefragt, wann es weitergeht", fügt sie an.

Nun müsse man zumindest bis zum 15. Juni abwarten. Denn die aktuelle Verordnung der Landesregierung gibt diesen Termin an. Bis zu diesem Datum sind die Veranstaltungen abgesagt worden. Bei anderen Angeboten, die noch etwas weiter in der Zukunft liegen, wisse Baranek noch nicht, ob und wie diese stattfinden können. Hier warte man auf die nächste Verordnung. Um in Erfahrung zu bringen, wie die Bedingungen sind, und welche Hygienevorgaben gelten.

Momentan sei man hauptsächlich damit beschäftigt, die Gruppenangebote vorzubereiten. Baranek rechne damit, dass diese ab dem 16. Juni wieder möglich sein werden. Die Gruppengröße solle auf maximal sechs Personen beschränkt werden. Wichtig sei es, die Umsetzung und die Aktivitäten in den Gruppenangeboten an die Hygienevorgaben anzupassen.

Für manche der behinderten Klienten sei es – auch wegen Vorerkrankungen – schwierig eine Schutzmaske zu tragen. Das gelte auch für das diesjährige Daxburg-Event – in Kooperation mit dem Youz Nagold. Die Anmeldungen hierfür wurden bereits verschoben. In der Hoffnung, dass diese Veranstaltung stattfinden kann, meint Baranek, dass sie noch auf weitere Rückmeldung des Jugendhauses warte. Weiterhin unklar sei die Machbarkeit der Gruppenreisen und größerer Veranstaltungen wie auch Ferienprogramme. "Da ist die große Frage, ob wir diese zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres noch durchführen können", erklärt sie.

Momentan halte man den Kontakt mit den behinderten Menschen, die man sonst wöchentlich vor Ort im Lebenshilfe-Haus antraf, per Telefon. "Regelmäßig nehmen wir im gewissen Abstand Kontakt mit unseren Klienten auf", so die Leiterin der Geschäftsstelle. Das Fehlen einer Struktur und die Einsamkeit wirken sich auf Menschen mit seelischen oder geistigen Behinderungen verstärkt aus. Durch die Einzelbetreuungen, die von der Lebenshilfe vermittelt werden, entlaste man primär die Angehörigen. Doch auch die betroffene Person finde darin eine willkommene Ablenkung, und sei dadurch laut Baranek auch ausgeglichener. Grundsätzlich sei Baranek ihren Mitarbeitern "sehr dankbar, für das Engagement, das sie zeigen".

Wer Interesse an dem Angebot der Einzelbetreuung hat, erhält weitere Informationen unter der E-Mail info@lebenshilfe-nagold.de oder per Telefon unter der Nummer 07452/28 84.